Die Haltung der Ärztekammer
Die ÖÄK lehnt solche Zwangsmaßnahmen entschieden ab und sieht darin keinen konstruktiven Lösungsansatz, sondern eine gefährliche Entwicklung mit langfristig negativen Folgen für die medizinische Versorgung in Österreich.
Die Ärztekammer betont:
Ärztinnen und Ärzte leisten bereits während ihrer Ausbildung und im Turnus einen wesentlichen Beitrag für das solidarische Gesundheitssystem.
Österreich befindet sich in einem internationalen Wettbewerb um medizinische Fachkräfte – Zwangsverpflichtungen könnten hier einen deutlichen Standortnachteil bewirken.
Sinnvoller wäre es, auf europäischer Ebene sicherzustellen, dass jedes Land ausreichend Ärztinnen und Ärzte für den eigenen Bedarf ausbildet, um internationale Abwanderungseffekte zu vermeiden.
Entscheidend ist eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen, insbesondere im öffentlichen und kassenärztlichen Bereich, um das System langfristig attraktiv zu halten.
Die Ärztekammer fordert die Politik zu partnerschaftlichen und konsensorientierten Lösungen auf, die gemeinsam mit der Ärzteschaft erarbeitet werden.
Mein persönlicher Kommentar
Ich halte diese Resolution für einen wichtigen und richtigen Schritt.
Zwang ist in keinem Berufsfeld ein gutes Konzept – Motivation entsteht durch Sinn, Wertschätzung und faire Rahmenbedingungen.
Wenn der Mangel an Ärztinnen und Ärzten tatsächlich an der Wurzel gelöst werden soll, braucht es Anreize statt Verpflichtungen: moderne Ausbildungsstrukturen, familienfreundliche Arbeitszeiten, angemessene Honorierung und eine spürbare Entlastung von administrativen Aufgaben.
Es stellt sich außerdem die Frage, warum diese Diskussion ausschließlich Ärztinnen und Ärzte betrifft. Wenn man ernsthaft über eine Verpflichtung nach dem Studium spricht – warum gilt das nicht auch für andere akademische Berufsgruppen, die vom Staat geförderte Ausbildungen erhalten und ebenfalls eine gesellschaftliche Verantwortung tragen?
Die Lösung kann nicht in Zwang, sondern nur in Vertrauen, Förderung und Zusammenarbeit liegen.
Gerade im Gesundheitswesen ist Motivation kein politischer Hebel, sondern eine menschliche Haltung – und die muss gepflegt werden.